„Abseits ist, wenn der Schiri pfeift!“

Diesen Spruch hört man Woche für Woche auf den Sportplätzen. Er zeugt jedoch nicht vom fehlenden Interesse daran, die Abseitsregel zu verstehen, sondern die Regel wurde seit der Einführung sehr häufig modifiziert. Generell darf ein Spieler im Abseits stehen, ohne dass dies ein Vergehen darstellt.

Ein Spieler befindet sich in einer Abseitsstellung, wenn er sich mit irgendeinem Teil des Kopfs, Rumpfs oder der Füße in der gegnerischen Hälfte (ohne die Mittellinie) befindet und er mit irgendeinem Teil des Kopfs, des Rumpfs oder der Füße der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler.

Doch zu welchem Zeitpunkt wird die Abseitsstellung bewertet? Wann ist es strafbar? Wann ist es erlaubt? Ich möchte dies einmal anhand der „5 größten Mythen“ erklären.

Platz 5 der größten Mythen: Entscheidend ist die Ballannahme!

Die Ballannahme ist nicht maßgebend für die Entscheidung, ob eine strafbare Abseitsstellung vorliegt. Entscheidend ist die Ballabgabe! Steht ein Spieler zum Zeitpunkt der Ballabgabe im Abseits und greift dann aktiv in das Spiel ein, so wird die Abseitsstellung strafbar. Wichtig dabei ist, dass die Ballabgabe vom eigenen Mann erfolgt sein muss. Kommt der Ball vom Gegenspieler, so wird das Abseits aufgehoben. Eine Ausnahme bildet die Abwehr eines Torschusses! Dabei wird das Abseits nicht aufgehoben.

Platz 4 der größten Mythen: Näher als der letzte Mann!

Der letzte Mann hebt eine Abseitsstellung nicht auf, sondern der vorletzte Gegenspieler! Der Torhüter wird beim Abseits als ganz „normaler“ Spieler betrachtet und ist daher häufig der letzte Mann. Verlässt der Torwart das Tor, um zum Beispiel in der letzten Minute mit in den gegnerischen Strafraum zu gehen, ist dies jedoch nicht mehr unbedingt der Fall.

Platz 3 der größten Mythen: In der eigenen Hälfte gibt es kein Abseits!

Stimmt! Ein Spieler kann nur in der gegnerischen Hälfte im Abseits stehen. Jedoch kann ein Spieler in der gegnerischen Hälfte im Abseits stehen, nach dem der Ball gespielt wurde in die eigene Hälfte laufen und bei der Annahme in der eigenen Hälfte wird die Abseitsstellung zum Zeitpunkt der Abgabe strafbar. Wo auf dem Spielfeld der Spieler den Ball annimmt, ist eben nicht entscheidend! Auch eine Annahme in der eigenen Hälfte schützt den Spieler nicht.

Platz 2 der größten Mythen: Der Ball wird doch nach hinten gespielt!

Die Richtung, in die der Ball gespielt wird, ist völlig irrelevant! Entscheidend ist lediglich die Position des Angreifers zum Zeitpunkt der Ballabgabe.

Platz 1 der größten Mythen: Im Zweifel für den Angreifer!

Diese Regel gibt es nicht. In der Praxis gibt es bei den Schiedsrichtern selten Zweifel in Bezug auf eine Abseitsstellung. Jeder Schiedsrichter entscheidet so, wie er es zum Zeitpunkt des Abspiels wahrgenommen hat! Natürlich kann der Schiedsrichter bei seiner Einschätzung falsch liegen. Gerade wenn ein Schiedsrichter ohne Assistenten auskommen muss, kann die richtige Entscheidung bei Abseitssituationen sehr, sehr schwierig sein. Wenn Zweifel entstehen, dann jedoch meistens nachdem man eine Entscheidung getroffen hat und nicht während der Entscheidungsfindung.

Um das Thema Abseits lassen sich gerade im Amateurfußball Diskussionen kaum vermeiden. Weder Spieler noch Schiedsrichter können die Entscheidung anhand einer Zeitlupe überprüfen. Fehlentscheidungen werden immer wieder passieren!